Don’t drop the soap

Lass die Seife nicht fallen – ein beliebter, allgemein akzeptierter Witz, egal in welcher Form. So beliebt sogar, dass er auch seinen Platz bei den Oscars 2010 fand, gesungen von Neil Patrick Harris. Aber es ist doch nur ein Witz, oder? Mein Gott, soll man heutzutage denn über nichts mehr Witze machen dürfen?! Ja, es geht zwar um Vergewaltigung, aber es geht doch um Gefängnisinsassen! – Die sind doch selbst Schuld. Das ist doch Teil ihrer gerechten Strafe. Mich betrifft es doch nicht! – Ich halte mich immer ans Gesetz.

Es ist keine gerechte Strafe – für niemanden. Gerechtigkeit ist nicht das gesuchte Wort, das gesuchte Wort ist „Rache“. Rache, für das was die Sträflinge begangen haben. Doch Rache hat nichts mit Gerechtigkeit zu tun – sonst hätten wir immer noch öffentliche Steinigungen. Zudem kommt dazu noch, dass der Witz auf Kosten der Opfer geht. Die Opfer von Sexualstraftaten werden ins Lächerliche gezogen, weil sie anscheinend Schuld sind – sie haben die Seife fallen gelassen. Auch in anderen Formen des Witzes wird sich über das Opfer lustig gemacht – Der Mann trägt Frauenkleider, ist schwächlich, schön oder ist in anderer Form nicht „männlich“.

Ja, es ist „nur“ ein Witz. – Allerdings einer mit echten Folgen; Als Terry Crews vor drei Jahren, angespornt durch die #MeToo-Bewegung seine Geschichte erzählt, fühlt er sich nicht ernstgenommen. Er selbst sagt, er „wäre wahrscheinlich aus der Polizeistation rausgelacht worden.“ (Q1), ihm wurde von Anderen gesagt, „dass dies nur ein Witz sei“ (Q2) und er wurde im Internet ausgelacht, man glaube ihm die Geschichte nicht.

In Medien wird der Witz meist so dargestellt, dass femininere, schwule Männer, oft People of Color, die Bedrohung, den Vergewaltiger des heterosexuellen Mann darstellen. Es könnte jedoch nicht ferner sein. Denn es geht nicht um Sexualität, es geht um Macht. In Gefängnissen wird teilweise eine Hierarchie gebildet durch Vergewaltigungen. Wer es „zulässt, vergewaltigt zu werden“, der ist schwächer und anscheinend homosexuell – Der Vergewaltiger jedoch nicht. Entgegen der Erwartung haben nicht-heterosexuelle Männer in Amerika dabei mit 12,2% die höchste Quote, Opfer von sexueller Gewalt durch einen anderen Insassen zu sein (Q3). Auch sind jüngere Insassen öfter Opfer als Ältere.

Von Deutschland sind keine genauen Fallzahlen zu finden, in Amerika gaben im Jahr 2006 jedoch 2.205 Gefängnisinsassen an, vergewaltigt worden zu sein, wobei die Organisation Human Rights Watch die Dunkelziffer 1996 auf 140.000 pro Jahr schätzte (Q4).

Gefängnisinsassen kritisieren, dass es ein Problem sei, gegen welches zu wenig getan werde. Die meisten Fälle würden nicht gemeldet und das Melden von Fällen von Vergewaltigung sei kaum anonym möglich. Es gäbe wenig Vertrauen in die Angestellten oder die Angestellten seien teilweise die Vergewaltiger. Die Opfer fühlten sich oft nicht von den Angestellten unterstützt oder beschützt, weswegen einige Opfer auch bei anderen Häftlingen Schutz suchen würden und sich im Gegenzug von ihnen vergewaltigen ließen. Ehemalige Häftlinge kritisieren, dass weggesehen und überhaupt nichts getan werde. Einer berichtet, dass die Häftlinge von einem Fall direkt mitbekamen und Blechschüsseln gegen die Wände schlugen um die Aufmerksamkeit der Angestellten zu bekommen, die jedoch nichts dagegen taten (Q5).

Von Victoria Porten

Bildquelle: Naked Gun 33 1/3: The Final Insult (Paramount)

Quellen:

Q1: https://www.c-span.org/video/?447596-1/terry-crews-testifies-survivors-bill-rights (1:01:00)

Q2: https://www.c-span.org/video/?447596-1/terry-crews-testifies-survivors-bill-rights (22:48)

Q3: https://en.m.wikipedia.org/wiki/Prison_rape_in_the_United_States

Q4: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Vergewaltigung_von_Strafgefangenen

Q5: https://youtu.be/_gVUXbczn-E (5:00)

Recherche:

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Vergewaltigung_von_Strafgefangenen

https://www.hrw.org/news/2013/09/04/stop-prison-rape-now#

https://en.m.wikipedia.org/wiki/Prison_rape_in_the_United_States